VW 05/2019

solte@vvw.de maßstab anzulegen. Führung macht aus, sich dem Druck zu stellen, den Entscheidung bewirkt. Den dabei angelegten Wertmaßstab transparent zu machen, zu begründen und zu verteidigen kann helfen, muss aber nicht. Zu vielschichtig ist das Problem, es allen recht zu machen. Aber ohne Entscheidung geht es nicht. Vielleicht hilft es mit Sportsgeist an die Sache heranzugehen. Wer in den Ring steigt, wird von den Rängen aus bewertet, soviel steht fest. Dies kann der Ansporn sein, sich und seine Entscheidungen stetig selbst zu verbessern, dabei nicht verbissen die Aner- kennung von außen als Maßstab des eigenen Selbstwertes anzusetzen, sondern den Blick in den Spiegel. Das ist natür- lich relativ zu sehen, denn dabei sein ist nun einmal in der Führungsspitze nicht alles. Man muss bei allem Können auch das Glück haben, zu gewinnen. P laton wird der Spruch zugeschrieben „Ich kenne keinen sicheren Weg zum Erfolg, aber einen siche- ren Weg zum Misserfolg: Es allen recht machen zu wollen.“ Die Tiefe dieser vielleicht als ewig richtig anzu- sehenden Weisheit liegt wohl in der Natur des Menschen begründet. Widerstreitende Interessen der verschiedenen Stakeholder eines Unternehmens, Kunden, Investoren, Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter, Berater, eigene persönliche Wertesysteme, dies alles stellt die Herausforderung „guter“ Führung in ein besonderes Spannungsfeld. Der Druck zum Wandel ist enorm, die sich immer schneller, teils abrupt än- dernden wirtschaftlichen, politischen und technologischen Randbedingungen zwingen zu Entscheidungen und zu ei- nem Mut zur Strategie. Dabei wachsen die Probleme auf weltweiter Ebene und die Wirtschaft wird damit konfrontiert. Die Unternehmen der Branche „von öffentlichem Interesse“ mit mehr als 500 Mit- arbeiterinnen und Mitarbeitern stehen durch die EU-Direkti- ve zum ESG-Reporting in der Pflicht, ihre Ziele und Strategien sowie die Auswirkungen ihrer Tätigkeit hinsichtlich Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelange, der Bekämpfung von Korruption und der Beachtung der Menschenrechte offen- zulegen. Selbst bei vergleichsweise objektiv zu messenden, quantitativen Zielgrößen steht von vorneherein fest, dass nur in den seltensten Fällen ein eindeutiges Optimum erreichbar ist und man meist nur Punkte auf sogenannten Paretopfaden ansteuern kann. Das sind Zustände, in denen jede Zielgröße nur auf Kosten einer anderen Zielgröße verbessert werden kann. Die offensichtlich richtige Strategie, die alle Zielgrößen gleichsam maximiert, gibt es nicht, es ist immer ein Wert- Konsequenz PD Dr. Dirk Solte | Chefredakteur VERSICHERUNGSWIRTSCHAFT | MAI 2019 3

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